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Unbändige Bewegungs- und Lebensfreude, oder ....die Spanische Hofreitschule ist ein Sch... dagegen.

Der heurige Winter mit seinen schon ziemlich argen Temperaturunterschieden führte dazu, dass der  reichliche Schnee nach einer längeren Wärmeperiode im Februar den Boden ziemlich aufweichte. Den Pferden machte das nichts aus. Sie toben auch in der Pampe gerne rum, und wälzen sich mit Genuss im Schlamm.  

Andere hatten weniger Gefallen daran. Die Friesenbesitzerin mochte die Beautyschlammbehandlung ihrer Stute gar nicht, und dem Stallbesitzer missfiel, dass sich der Obstgarten (= Koppel) in einen Acker verwandelte. Daher erhielten unsere Gaulis Koppelverbot.

Die Pferde sind zwar von einer Boxenhaltung weit entfernt, aber den gewünschten Freiraum haben sie natürlich im Stall auch nicht. Wir versuchten mit den Pferden jeden Tag zumindest einen kleinen Spaziergang entlang der Straße zu machen, aber mehr als eine knappe Stunde war halt auch nicht drin, denn neben den wertvollen Pferdestunden wollte auch noch die Arbeit für den Broterwerb gemacht werden.

Und so staute sich bei den Pferden über den Tag doch ein beträchtlicher Bewegungsdrang auf.

 

Gestern führte ich die große Kleine wieder raus. Luna ist noch jung und daher ist es für mich besonders wichtig, dass sie lernt mir zu vertrauen. Besonders wenn wir uns von der Stallsicherheit und der Herde entfernen, soll sie wissen, dass alles in Ordnung ist, solange wir zusammen sind. Geisterbusch, Siloballen Traktor oder großer LKW soll nicht mehr Panik erzeugen, denn diese Dinge hat der Zweibeiner da am anderen Ende des Führstrickes im Griff.

 

Luna ging freudig neben mir her, und machte die üblichen Testfaxen. Sie versuchte mir meine Hut zu schnappen, näher heran zu schleichen als sie sollte – einfach mal nachschaun, ob der Mensch aufmerksam genug ist, um das kleine 850 kg – Pferdchen zu beschützen.

Wir trabten immer wieder an, und ich merkte, dass Luna mal so richtig Gas geben wollte.

Da ich meine Pferde generell mit einem etwa 4 Meter langen Führstrick führe, entschloss ich mich Luna auf einem Feld neben der Straße zu longieren. Ich dachte, dass bei dem hart gefrorenen Boden und der etwa 40cm Schneeauflage die Grasnarbe keinen Schaden nehmen würde, und Luna sich bei dem Schnee schon ordentlich anstrengen würde müssen.

 

Luna fand den Vorschlag zum Abreagieren richtig gut. Aber sie hatte offenbar ganz andere Vorstellung von der Ausführung. Sie buckelte, schnaubte wild, machte ein paar Galoppsprünge, fuhr mit dem Kopf durch den Schnee wie ein Pflug und schüttelte sich.

                                     Und dann ging die Post ab!

Sie stieg!! Ein Noriker mit 170cm Stockmaß kann sich schon richtig hoch aufrichten, und wirkt seeeehr beeindruckend. Doch dann sprang Luna aus dieser Position hoch, und schlug aus - eine Courbette im Schnee! Nach ein paar Hüpfern zeigte Luna eine Kapriole! Ja ich gebe zu, ich musste googeln um zu wissen wie diese Figuren genannt werden :-)

Es folgten wilde Galoppsprünge mit Ausschlagen in alle Richtungen, buckeln, schnauben und lautes Furzen.

Früher hätte ich mir bei so einer Vorstellung ziemlich in die Hose gemacht, und ich muss zugeben, dass dieser Ausdruck an Kraft und Bewegung schon ehrfurchterweckend ist.

Zwischendurch wünschte ich mir, dass der Strick um ein paar Meter länger wäre, aber Luna passte trotz ihre Energie brav auf den zerbrechlichen Menschen da neben ihr auf. Nach ungefähr 15 Minuten stand Luna schnaufend und dampfend neben mir.

Wir gingen zurück auf die Straße, und traten den Heimweg an. Luna reihte sich zufrieden hinter mir ein, und die Pferdewelt war wieder in Ordnung. Vorbeifahrende Autos und sogar LKWs schienen sie nicht zu interessieren.

Mein Pferdekind entwickelt sich langsam zu einem Teenager, der manchmal halt Gas geben will.

Aber das Schönste an diesem Spaziergang war, dass ich spürte, Luna vertraut mir.

 

 

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