Mein Zugang zur Hufpflege

Auch für mich gehörten früher Pferde und Hufeisen zusammen wie Pfarrer und Weihwasser.

Erst unser Hufschmied (!!!) brachte mich dazu einmal nachzudenken, warum auf einen Pferdehuf eigentlich ein Eisen draufgenagelt werden sollte. Der Schmied vertritt nämlich die Meinung, dass ein Pferd nur dann Eisen tragen sollte, wenn es unbedingt notwendig ist – für einen Hufschmied eigentlich eine ungewöhnliche Haltung. Aber er macht auch Barhufpflege und lieferte für mich den Anreiz mich mit dem Thema Barhuf intensiver zu beschäftigen. Als die Friesenbesitzerin aus unserem Stall mich auf einen Hufpflegekurs in unserer Nähe aufmerksam machte, stand für mich fest – Das machst du. Wie schon weiter oben beschrieben, wird die Art der Hufpflege recht kontroversiell gelehrt, und manchmal schon fast religiös fanatisch vertreten.

 

Ich mag dieses rigorose Festhalten an Lehrmeinungen nicht, womöglich habe ich eine genetisch bedingte Allergie gegen sowas :-) Daher lerne ich ständig aus den diversen Bearbeitungsrichtungen und nehme die für mich logischen Dinge mit. Ich will hier jetzt nicht alle möglichen Dinge der Hufpflege auflisten. Allein der Umfang der Informationen würde den Rahmen sprengen. Zudem Maße ich mir nicht an, Richtlinien zu erstellen. Und wenn ich für mich eine  Richtlinie haben dann die, dass jedes Pferd eine maßgeschneiderte Pflege braucht. Ich gehe sogar soweit, dass nicht nur jedes Pferd unterschiedlich zu behandeln ist, auch Vorder und Hinterhand verlangen nach angepasster Bearbeitung und auch links und rechts benötigen individuelle Pflege. 

Hufpflege ist in erster Linie die Umsetzung einer möglichst artgerechten Pferdehaltung und -Ernährung. Denn der Huf zeigt genau das an – den physichen und psychischen Zustand des Pferdes.

Als Startpunkt für die Hufpflege und -Bearbeitung sehe ich das Lesen des Pferdes im Großen und des Hufes im Speziellen. Die Haltung des Pferdes kann Anhaltspunkte für mögliche Schmerzen und Unannehmlichkeiten, sowie Belastung, Haltung und Ernährung bieten - genau so wie sein Gang und die körperliche Verfassung. Die Hufform (Hornwand, Tragrandüberstand, Strahlform und Festigkeit, Gleichmäßigkeit und Ausmaß des Abriebes, Sohlengewölbe, Eckstrebenform..) geben Rückschlüsse über die Belastung, den Untergrund auf dem das Pferd steht/geht. Und die Oberfläche der Hornwand zeigt wie unser Fingernagel körperliche aber auch seelische Stresszustände, und natürlich auch Ernährungsprobleme. Nur leider steht das nicht immer so unmissverständlich "auf den Huf geschrieben" Eine gute Ausbildung, häufiges und interessiertes Hinschauen und kritisches Hinterfragen, sowie die intensive Diskussion mit gleichgesinnten "Huffetischisten" bring ganz brauchbare Handlungssicherheit und das Wichtigste – eine Steigerung des Wohlbefinden unserer Pferde.

Somit bildet eine artgerechte Haltung den Großteil einer erfolgreichen Hufpflege. Mehr dazu gibt es im Bereich Pferdehaltung.

Ein ganz wunderbarer Umstand ist, dass den Großteil der Hufpflege das Pferd selbst erledigt. Bei optimalen Haltungsbedingungen und Ernährung bleibt der Hufpfleger arbeitslos. Je mehr von diesem Optimum abgewichen wird, desto mehr gibt es zu tun – meistens jedenfalls.

 

Selbstverständlich ist es nicht jedem Pferdebesitzer möglich dem Pferd 200 -500Km^2 Steppenlandschaft zu bieten. Auch das Bereitstellen einiger Großkatzen und Wölfe, welche die Pferdeherde in Bewegung halten dürfte Schwierigkeiten bereiten. Aber mit Kreativität lassen sich auch bei bescheidenen Platzverhältnissen Verbesserungen erzielen. Die Pferde sind jedenfalls dankbar dafür.

 

Thomas Rausch beschreibt auf seiner Seite die ganze Thematik für mich sehr anschaulich, ohne dabei sich in Details zu verlieren. Seine Philosophie deckt sich ziemlich gut mit meiner Sichtweise. Daher mach ich mal auf "faul" und verweise an dieser Stelle auf seine Homepage

 

 

Arbeit am Pferd

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich ständig wiederhole, muss ich hier wieder festhalten:

Das Wichtigste meiner Meinung nach ist Zeit zu haben.Unsere Pferde reagierten anfangs recht unterschiedlich bei der Hufpflege. Auch unser Hufschmied machte diese Erfahrungen :-) 

Luna gab Anfangs nur hinten bereitwillig für längere Zeit die Hufe her. Vorne dürfte ihre Erfahrungen mit dem damaligen Hufschmied nicht gerade zur Vertrauensbildung beigetragen haben. Sie zog die Hufe nach kurzer Zeit weg. Hinten dagegen scheint sie es regelrecht zu genießen, entspannt sich, was bei einem so gewichtigen Pferd schon mal eine Herausforderung darstellt...hihi.

Jascha zog nicht nur nach kurzer Zeit die Hinterhand weg, sonder es folgte auch ein kurzer aber schneller Tritt. 

Und Ebby (die Friesenstute) schaffte es seltsamerweise manchmal fast im rechten Winkel zur Seite auszuschlagen - nicht wirklich schnell und heftig, aber für das Menschlein reichte es allemal.

 

Nun ist es nicht gerade angenehm, wenn man sich ständig vor einer Hinterhand in Acht nehmen muss. Auch wirkt die eigene Anspannung nicht wirklich beruhigend auf die Gaulis. Die sind, wie schon erwähnt, Meister im Lesen der Körpersprache. Daher wünsche ich mir Pferde, die mitarbeiten und bereitwillig ihre Füßchen herzeigen. 

Dabei lobe ich die Pferde ausgiebig für jede längere Zeitspanne in der ich den Huf kriege. Wenn sie mir den Huf entziehen,  versuchte ich ruhig zu bleiben und den Huf wieder aufzunehmen - also emotionslos zu korrigieren. Ok- manchmal entschlüpft mir auch eine kurze Schimpfe, wenn ich knapp einem Pferdeklapps entgehe. Aber ich bin halt auch nur ein Mensch ...hihi.

Festhalten, Anbinden oder gar Gewaltanwendung lehne ich ab, da diese Dinge nicht beruhigend, und schon gar nicht Vertrauensbildend sind.  

Mit der Zeit werden die Zwischenfälle immer seltener, das Vertrauen in den Typen mit der Lederschürze steigt, und manche Pferde unterstützen die Hufarbeit mit intensiver Fellpflege auf meinem Rücken :-)).  Manche Pferde haben schlechte Erfahrung mit dem Hufmenschen gemacht, und andere schmiedeungewohnten Pferde haben einfach nur Probleme über längere Zeit das Gleichgewicht zu halten. Auch die Tatsache dass eine Flucht mit 3 Beinen und einem Anhängsel am 4. Bein namens Hufpfleger nicht richtig funktioniert lässt manche Pferde nervös werden. Dann lasse ich den Huf absetzen, starte neu, oder arbeite am anderen Huf weiter. 

 

Inzwischen sind unsere drei Pferde sehr kooperativ, und ich denke dass wir uns jetzt viel besser verstehen und einander vertrauen. Die Pferde wissen, dass ich ihnen nichts Böses antue, und ich weiss, dass sie mir nicht weh tun. 

 

 

Wie bei den meisten Dingen belohne ich die Pferde für ihre Kooperation mit ausgiebigen Kraul- und Streicheleinheiten. Auch ein Apfelstücken wird gerne genommen.  Luna und Jascha gehen inzwischen schon mal selbständig zum Hufbock, stellen ihren Vorderhuf darauf ab, und erwarten das Belohnungsobst :-)

Aber nicht bei jedem Pferd ist das Leckerli hilfreich. Viele Noriker erarbeiten sich ihre Belohnung recht brav. Andere Pferdchen pfeifen auf die Gegenleistung, werden fordernd und schauen schon mal selber nach wo denn das Leckerli versteckt ist. Das geht natürlich am Zweck vorbei und kann mitunter sogar gefährlich sein. Daher gilt es auch hier auf das jeweilige Pferdchen individuell einzugehen.

 

Abschließend möchte ich noch eine Bitte an alle Pferdebesitzer richten. Bitte trainiert das Hufegeben und das Halten über das tägliche Ausputzen hinaus. Ihr erleichtert damit nicht nur dem Hufpfleger / Schmied die Arbeit ungemein, sondern reduziert auch den Stress und die Langeweile für euer Pferd. Letztendlich wird die Arbeit ungefährlicher und weniger anstrengend.