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November 2016: Groß, schwarz.... und unglaublich schöne Augen

So habe ich den ersten Eindruck von Luna in Erinnerung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit Pferden höchstens "verwaltungstechnische" Berührungspunkte. Doch Luna hatte sich offenbar in diesem Moment ihren neuen Besitzer ausgesucht. Sie hat die Gabe Herzen zu stehlen: Ein Blick reicht und SCHWUUUUUP hat sie es.

Sie hatte offensichtlich nicht so wirklich tolle Jahre hinter sich. Sie war sehr mager, hatte wohl nicht so tolle Erfahrungen mit dem Schmied und auch sonst dürften Schläge für sie nicht gerade fremd gewesen sein. Als sie wenige Wochen später zum Verkauf stand, war schon alles vorbestimmt.

 

Als stolzer Pferdebesitzer stellte ich fest, dass Luna eine starke Abneigung gegen Halfter und panische Angst vor Gerten hatte. Ihre Hufe konnte ich nicht reinigen, weil 600kg Pferd drauf standen. Kurz gesagt: ich wusste sofort wo ich anfangen musste – bei Null

 

Ich bestellte den Hufschmied, da der Beschlag schon lange am Huf war, und hoffte dass ich bis zum 4-Wochen entfernten Termin Luna dazu bringen würde, ihre Hufe herzugeben. Tägliches Training zeigte zwei Wochen lang keinerlei Erfolg. Ich wurde langsam ziemlich ungeduldig, und langsam stellten sich ernst zunehmende Zweifel an meinem Vorhaben ein. An diesem Abend war ich Luna wohl wieder mal besonders lästig. Wir standen auf einem kleine 3-4 Meter messenden Padock, und ich wollte, dass Luna mir den Vorderhuf gibt. Sie begann mich mit der Schulter wegzudrängen, bis ich die Nerven verlor und sie rauh anfuhr.

Was nun folgte, zeigte mir auf recht drastische Weise, dass Luna einen anderen Umgang wünschte. Sie bäumte sich auf, schnaubte, und galoppierte auf dieser winzigen Fläche mehrmals um mich herum. Sie stürmte durch den Folienvorhang in den Stall, kam im vollen Lauf wieder heraus und umrundete mich wieder zweimal. Ich stand starr vor Schreck wie angegossen da, und als Luna wieder mit lautem Gepolter im Stall verschwand, rutschte ich unter dem Zaun durch, und setzte mich mit zitternden Knien an den Hang.

Sie hatte mich bei ihrem Wutausbruch kein einziges Mal berührt. Daraus schloss ich, dass sie mir nicht weh tun wollte. und offenbar genau wusste was sie tat.  Luna kam heraus, schnaubte laut und baute sich auf dem Padock auf. Ich schaute sie an, und sagte mit zitternder Stimme: " Ich denke wir beide sollten uns jetzt mal ein wenig beruhigen". Mir war in diesem Moment klar, dass ich mit Luna einen ganz anderen Weg beschreiten musste. Nach langem Nachdenken (bei mir dauert sowas) stellte ich mich Tags darauf neben sie, kraulte ihre Vorderhand und sagte: Luna gib mir Huf. Ich machte das so lagen bis sie ihr Gewicht ein ganz kleines Bisschen verlagert. Sofort schob ich ihr ein kleines Apfelstückchen ins Maul. Ich wiederholte das Spiel, und siehe da, sieh hob den Huf für wenige Sekunden – Apfelstück REIN! :-) . Ich steigerte die Dauer und die Anforderungen inkl. Klopfen mit Hufauskratzer und kleinem Hammer. Eine Woche später gab sie bereitwillig alle Hufe.

Der Hufschmied kam, und war nachdem ich ihn ins Bild gesetzt hatte ziemlich skeptisch. Luna begrüßte ihn gleich mit ausgiebigem Schnuppern (es könnte ja ein Apfelstückchen wo abfallen), und er machte sich an die Arbeit. Mitten in der Arbeit meinte er, dass das Pferd ja unglaublich widersetzlich sei, und dass er einen Käufer wüsste, wenn ich mit Luna nicht zurecht käme. :-))

Die erste, wenn auch kleine Hürde war geschafft, wenige Tage später folgte die Nächste. Auf das Hinhalten des Halfters und das Kommando "Halfter" kam sie her und steckte ihren Kopf hinein!

 

 

Ich spar mir die schnulzige Beschreibung welche Freude ich verspürte, und wie es sich anfühlt, wenn man die ersten Erfolge in der Kommunikation mit den Vierbeinern erfährt.

      (Leittier)

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